Klaus Faber – ein Urgestein der Göttinger Musik-Szene – verantwortete langjährig die musikalische Programmplanung der Innenstadt Veranstaltungen von Pro-City, wie der Pro-City Nacht der Kultur, dem Gänseliesel-Fest oder ‚Göttingen zieht an‘. Die nun endende Zusammenarbeit gibt Anlass zurückzublicken.
Seit über 50 Jahren spielt Klaus Faber in verschiedensten Formationen auf den Bühnen der Region und auch weit darüber hinaus. Bis heute fühlt sich der 76-Jährige der Rock- und Beatmusik verpflichtet und spielte in Bands wie Aorta, Charisma und – noch immer – den Original Beatniks. Zusammen mit seiner Frau Heidemarie – Gesang – weiß er aber auch das kabarettistische Parkett zu bespielen und präsentiert als Duo Kaviar & Selters Chansons, z.B. mit Texten von Tucholsky oder Ringelnatz, begleitet am Klavier.
Durch seine hervorragende Vernetzung in der Musikszene und Erfahrung in der Entwicklung musikalischer Veranstaltungsprogramme wurde Klaus Faber 2005 von Christian Glanz – seinerzeit Geschäftsführer der Pro-City GmbH – ins Planungsteam von Innenstadt-Veranstaltungen wie der Nacht der Kultur und ‚Göttingen zieht an‘ geholt. Glanz kannte Faber durch seine Arbeit im Rahmen des Gänseliesel-Fests, für das er bereits einige Jahre das musikalische Rahmenprogramm ausgearbeitet hatte. Fortan zeichnete Faber also verantwortlich für das Booking der Bands, die Bühnenplanung sowie die allgemeine Programmgestaltung der Pro-City-Innenstadt-Events. In den knapp 20 Jahren der Zusammenarbeit hat Klaus Faber so einiges angeschoben, erlebt und den jeweiligen Veranstaltungen seinen unverkennbaren Stempel aufgedrückt.
Förderung der regionalen Kulturszene
Als eine der bekanntesten Göttinger Veranstaltungen, an denen Faber gearbeitet hat, ist sicherlich die Pro-City Nacht der Kultur zu nennen, die alljährlich zehntausende Menschen in die Göttingen Innenstadt zieht. Sie entstand im Jahr 2002 – als bereits das Ende des legendären Göttinger Altstadtfests absehbar war – aus einem zunächst einmalig geplanten Auftritt des Göttinger Symphonieorchesters vor dem Alten Rathaus. Dieser Auftritt sollte fortan – und bis heute – das Markenzeichen und Highlight dieser Veranstaltung darstellen. Als Klaus Faber die Programmgestaltung im Jahr 2005 für die Nacht der Kultur übernahm, bezeichnete er diese als ein ‚zartes Pflänzchen‘, mit dem sensibel und niveauvoll umgegangen werden solle. Denn Faber war von Beginn an wichtig, die Nacht der Kultur gegenüber dem Altstadtfest abzugrenzen: keinesfalls sollte sie als ‚Kommerzveranstaltung‘ mit Verkaufsbuden aufgebaut werden. Stattdessen sollte das kulturelle Angebot im Vordergrund stehen und die Vielfalt innerhalb der regionalen Szene präsentiert werden. Dazu wurde die Anzahl der Bühnen in den Folgejahren auch nur langsam, aber kontinuierlich durch Faber und Pro-City gesteigert – ebenso wie die Bandbreite musikalischer und kultureller Aktivitäten. Wichtig war Faber, dass vor allem lokal verwurzelte Bands die Möglichkeit haben, sich dem Publikum zu zeigen. Diesen Anspruch unterstrich er auch mit der Förderung regionaler Nachwuchs-Acts: So wurde für junge Künstlerinnen und Künstler meist eine eigene Bühne reserviert, auf der diese sich ausprobieren konnten. Andere Bühnen waren bestimmten Zielgruppen zugedacht – etwa die Kleinkunst-Bühne in der Barfüßer Straße: „Hier haben exzellente Musikerinnen und Musiker gespielt, die aber nicht den Massengeschmack bedienten“, berichtet Faber.
Qualitativ ansprechendes musikalisches Programm steht im Fokus
Was den Geschmack betrifft, kann man natürlich nicht allen gerecht werden. Faber ist überzeugt: „Das musikalische Programm sollte qualitativ ansprechend sein – unabhängig von individuellen Genre-Interessen.“ Ein gewisses Niveau zu halten, hat er sich stets zum Ziel gesetzt. Dabei musste er einen Spagat meistern: Zur Finanzierung von Veranstaltungen wie der Nacht der Kultur sind die Einnahmen aus Ausschank und Imbissen unabdingbar – ebenso die Gelder, die durch Sponsoren bereitgestellt werden. Dieses Budget setzt für das musikalische Programm den finanziellen Rahmen. Um diesen nicht zu sprengen oder besondere Auftritte oder technische Herausforderungen möglich zu machen, musste Faber kreativ sein und natürlich auch um Mark und Euros feilschen. Die Ausgaben für GEMA und Bühnentechnik sowie Gagen für Künstlerinnen und Künstler mussten regelmäßig auf den Prüfstand gestellt werden, um seinem Qualitätsanspruch für die Gesamtveranstaltung gerecht werden zu können.
Manchmal, sagt Faber, habe er bis kurz vor Planungsschluss „wie verrückt“ nach Bands gesucht, die in das Konzept der jeweiligen Veranstaltung passten. Durch die zahlreichen und vertrauensvollen Kontakte zu diversen Künstler-Managements, die er sich über die Jahre aufgebaut hat, konnte er aber Lücken immer rechtzeitig und angemessen füllen und so Veranstaltungen zum Erfolg verhelfen.
Großen Anteil hatte bei Fabers Tätigkeit auch der logistische Part. Um von Bühnen, Ständen und Pagodenzelten maßstabsgetreue Zeichnungen für die Genehmigungsbehörden anfertigen zu können, nahm er selbst Maß. Während des Aufbaus war er stets vor Ort, um den Fortschritt zu überwachen und stand dem Aufbaupersonal und den Technikern als Ansprechpartner zur Verfügung.
Künstlerinnen und Künstler angemessen willkommen heißen
Als leidenschaftlicher Musiker weiß Faber natürlich auch um die Sorgen und Nöte der engagierten Künstlerinnen und Künstler. Um diese bei ihrer Ankunft entsprechend einzuweisen, stellte er ihnen stets Inspizienten zur Seite. Problemen mit der Technik konnte so vorgebeugt werden und die Künstlerinnen und Künstler wussten gleich, wo sie sich zurückziehen oder Essen und Trinken zu sich nehmen können. Auch wenn eine Profi-Band mal auf im Backstage-Bereich bereitgelegte Schokoriegel einer ganz bestimmten Marke bestand, hat das Klaus Faber nicht aus der Ruhe gebracht. „Die Musiker müssen sich gleich bei der Ankunft wohlfühlen, so hängen die auch mal gern einen Song hinten dran“, sagt Faber mit einem Augenzwinkern.
Faber war für die Veranstaltungen immer eine sorgfältige und strukturierte Programmplanung wichtig. Durch sein eigenes Wirken als Musiker liegt ihm aber auch Disziplin am Herzen – das hat er in seiner Zeit bei der Band Charisma gelernt, mit der er Vollprofis jahrelang begleitet hat. Wenn während einer Veranstaltung hinter der Bühne mal etwas nicht lief, war Faber gleich zur Stelle und rief zur Ordnung. „Die Besucherinnen und Besucher bekommen das alles nicht mit“, sagt er, „aber im Hintergrund passiert viel mehr als diese denken.“
Zunehmende Sicherheitsauflagen
Die zunehmenden Sicherheitsauflagen machten ihm und Pro-City – wie auch anderen Veranstaltern –zu schaffen. Faber erzählt, wie noch in den 90er-Jahren der Göttinger Oberstadtdirektor für einen Kranwagen mit Aussichtskorb zum Gänseliesel-Fest eine Sondergenehmigung auf einem Bierdeckel ausgestellt hatte. Heute sind im Vorfeld einer Veranstaltung Sicherheitskonzepte von achtzig oder mehr Seiten einzureichen. So ist der dezentrale Aufbau der Bühnen zur Nacht der Kultur auch als Tribut an die Sicherheit zu erklären: Um die Menschenmengen zu entzerren, mussten die Bühnen zunehmend auseinandergezogen werden.
Einmal musste die Bühne vor dem Alten Rathaus erweitert werden, um den gemeinschaftlichen Auftritt des GSO und der Stadtkantorei zu ermöglichen. „Die Bühne war ein Riesending“, erzählt Faber. Genehmigungsfähig war die Bühne aber erst, nachdem errechnet wurde, ob sie einem Orkan standhielte.
Faber zeigt zwar Verständnis für die gestiegene Sicherheitsbedürfnisse durch die juristischen Rahmenbedingungen, wünscht sich aber zugleich, dass darunter die Anzahl und Qualität von Veranstaltungen mit musikalischem Programm nicht leidet.
Wenn Faber zurückblickt auf seine Zusammenarbeit mit Pro-City, so kommt ihm eine Reihe von Erinnerungen in den Sinn:
- Nacht der Kultur 2005: „Das Symphonieorchester und die Stadtkantorei inszenierten gemeinsam ‚Carmina burana‘ auf einer eigens vergrößerten Bühne – organisatorisch ein großer Aufwand, aber ein Riesen-Erfolg!“
- Gänseliesel-Fest 2007: „Als John Kelly und Maite Itoiz auf dem Göttinger Marktplatz auftraten war dieser brechend voll.“
- ‚Göttingen zieht an‘ 2009 bis 2014: „Seinerzeit haben wir große Modenschauen mit einem Laufsteg in der Innenstadt organisiert. In den Seitenstraßen traten zusätzlich zahlreiche Sport- und Tanzgruppen auf. Die Planung war besonders aufwändig!”
Mit Dankbarkeit blickt Faber auch darauf zurück, dass ihm in den vielen Jahren seiner bisherigen Tätigkeit, seine Frau Heidemarie immer den Rücken gestärkt.
Klaus Fabers Herz brennt weiter für die Musik
Auch wenn nach circa 20 Jahren die Zusammenarbeit zwischen Klaus Faber und Pro-City endet, wird Faber auch weiterhin für die Musik eintreten, denn die Göttinger Kulturszene liegt ihm am Herzen. Ab 2023 zeigt er sich in der Torhaus–Galerie für das Jahresprogramm mitverantwortlich. Auf den Bühnen der Region wird er mit der ein oder anderen Band-Formation sicherlich noch regelmäßig zu sehen und hören sein. Er fasst seine Lebenseinstellung mit Nietzsches Worten zusammen: „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“. Wir denken: Ohne Klaus Fabers Organisationstalent wären unsere Veranstaltungen ein Irrtum gewesen:
„Vielen Dank, Klaus Faber, für die engagierte
Zusammenarbeit! Wir hoffen, insbesondere das Programm
für die Pro-City Nacht der Kultur in deinem Sinne
fortsetzen zu können und sind überzeugt davon,
dass die Akzente, die du gesetzt hast,
auch in den kommenden Jahren noch sichtbar bleiben werden.“
–
Frederike Breyer, Geschäftsführerin der Pro-City GmbH
Ab dem Jahr 2023 wird Gregor Jess das Booking für die Pro-City Nacht der Kultur übernehmen. Jess ist u.a. als Mitglied der Band Seven Up bekannt und sehr gut in der regionalen Musik-Szene vernetzt.
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